Ein Abend mit Markus, Peter, Jörg und Ecki in Obervellmar, der mein Leben komplett auf den Kopf gestellt hat

Samstag, der 24.05. 2003

Ich wache mit Kopfschmerzen auf, fühle mich wie erschlagen.

Was war das? Am Abend zuvor hatte ich mich noch so auf den Live-Abend in Obervellmar gefreut und heute morgen?

Meine Stimmung war auf dem Nullpunkt, was ich mir überhaupt nicht erklären konnte. Meine Gedanken kreisten immer wieder um meinen Mann, der, wieder einmal, sein Wochenende in Darmstadt verbrachte.

Statt mich auf den bevorstehenden Abend zu freuen, wurde ich im Laufe des Tages immer deprimierter, ich konnte mir das alles einfach nicht erklären.

Beim Mittagessen meinte meine Tochter zu mir, ich sähe aber nicht so aus, als würde ich mich auf den bevorstehenden Abend freuen, vielleicht wäre es ja doch besser, wenn ich zu Hause bleiben würde. Danach war mir allerdings auch, unerklärlich für mich, die ganze Woche hatte ich mich auf diesen Samstag gefreut.

Meine Situation besserte sich nicht, es wurde immer schlimmer.

Nachmittags saß ich auf dem Balkon, es war relativ warm für diese Jahreszeit, und kramte in meiner Kiste, wo ich alle Briefe, die ich jemals bekommen hatte, aufbewahrt hatte, und las sie  nach und nach durch. Leider besserte sich meine Laune überhaupt nicht, im Gegenteil, ich wurde immer trübsinniger und fing zu heulen an.

Gegen 15:30 Uhr kamen meine Eltern, um mir zwei Torten für die Gefriertruhe für die Konfirmation von Nils zu bringen, anschließend wollten sie noch das Grab meiner Oma neu bepflanzen. Da es sehr warm war, konnten sie sich nur kurz aufhalten und so fuhren sie zum unmittelbar in unserer Nähe gelegenen Friedhof.

Meine Stimmung war auf den Nullpunkt angelangt, ich ging wie in Trance unsere Einfahrt entlang, was spielte es schon für eine Rolle, wenn ich nicht mehr da wäre, (wen würde das schon interessieren?) das fragte ich mich und ging dabei geradewegs auf die Straße zu.

Wenn mich dann auf der Straße ein Auto erwischen würde, so dachte ich bei mir, dann hätte ich endlich Ruhe vor diesen quälenden Schmerzen, denen ich seit Wochen ausgesetzt war, endlich Ruhe vor diesen täglichen Telefonaten unter der Woche.

Während ich mich kontinuierlich auf die Straße zu bewegte, packte mich überraschend jemand am Arm und ich hörte jemand etwas sagen, begriffen habe ich das in diesem Moment allerdings nicht.

Peter wollte mir irgend etwas erzählen und so musste ich zwangsläufig auf dem Absatz kehrt machen, um wieder zu unserem Haus zu gelangen.

Wieder war er zum richtigen Zeitpunkt zur richtigen Stelle, was ich aber erst viel später begriffen habe und ich wage es nicht zu schreiben, was passiert wäre, wenn ich wirklich auf die Straße gelaufen wäre und hätte meinem Leben ein Ende gemacht!

Was mir Peter so alles erzählt hat, weiß ich nicht, jedenfalls muss ich so verstört gewesen sein, dass er mich gefragt hat, was mit mir los wäre, worauf ich ihm allerdings keine Antwort geben konnte.

Peter sagte dann ganz ernsthaft und sehr bestimmt zu mir, ich solle mich in einen menschenwürdigen Zustand bringen, s o, wie ich jetzt aussehen würde, würde er mich nicht nach Obervellmar mitnehmen.

Ach ja, der Live-Abend, auf den ich mich so gefreut hatte.

Irgendwie habe ich dann die Kurve bekommen, ich weiß auch nicht mehr wie, aber es hat geklappt.

Um kurz vor 19:00 Uhr bin ich zu Peter gegangen und dann sind wir Richtung Obervellmar gefahren.

Die vier Kilometer von Espenau nach Vellmar sind ja nicht der Rede wert und so konnte ich mich kaum auf den bevorstehenden Abend einstellen.

Als wir das Auto geparkt hatten, meinte Peter zu mir, Markus, Ecki, Peter und Jörg wären mit Sicherheit schon da, dann verwies er mich auf Markus’ Auto, so schnell konnte ich nicht an diesem Abend denken und als wir um die Ecke zum „Bistro Pills“ bogen, standen Markus, Ecki, Peter und Jörg schon draußen.

Das war der Hammer für mich, da es total unvorbereitet auf mich zu kam.

Ich wusste gar nicht, wie mir geschah, als Peter alle vier begrüßt hat und mir blieb ja auch nichts anderes übrig, als das selbe zu tun. Für mich war das alles Neuland, ich kannte keinen, außer Markus, den ich 14 Tage zuvor im „Colorado“ das erste Mal gesehen hatte, aber kannte ich ihn? Ne, wirklich nicht.

Ich hatte an diesem Abend, wegen der Wärme, Schuhe ohne Strümpfe an und dann noch dazu solche, in denen ich überhaupt nicht laufen konnte, obwohl es meine eigenen waren.

Während eines Urlaubes im Bayerischen Wald hatte ich mir diese Schuhe zugelegt, sie aber nie getragen und sie meiner Tochter vererbt. Nun hatte ich sie mir ausgeliehen und habe sehr schnell festgestellt, dass ich in solchen „Hacken“ absolut nicht mehr laufen konnte, dementsprechend war wohl auch mein „Gang“, ich habe mich bewegt, wie ein Storch im Salatbeet.

Von der Kneipe, bzw. dem „Bistro Pills“,  war ich von der ersten Minute an fasziniert, sie ist so urgemütlich eingerichtet, dass ich mich sofort wohl gefühlt habe.

Peter und ich haben uns dann auch einen wirklich guten Tisch mit Ausblick auf die „Bühne“ ergattert und von da an ging es mir besser.

Nach einer Weile setzten sich Bekannte von Peter an unseren Tisch und es ergab sich eine rege Unterhaltung.

Urplötzlich tauchten aus dem Nichts Rudi und Isabelle auf, an unserem Tisch waren noch zwei Plätze frei und so setzten sich die beiden zu uns.

Gegen 21:00 Uhr war es dann endlich soweit, Markus, Peter, Ecki und Jörg fingen mit ihrem Programm an.

Ich hatte 14 Tage zuvor Markus noch mit Ray im Colorado erlebt und so war ich dann völlig überrascht, an diesem Abend ein komplett anderes Programm als damals zu erleben, aber eins, was in mir Emotionen ausgelöst hat, wie noch nie im Leben zuvor!

Peter hat sich an diesem Abend „Candid eye“ mit Widmung von Markus besorgt und ich wollte mir „On the way “ holen, war aber total feige, Markus danach zu fragen, was bei Peter nur ein Kopfschütteln verursacht hat.

In einer „Seitenaufziehpause“ habe ich mich dann doch getraut, mit Hilfe von Peter Markus zu fragen, ob ich die o.g. CD mit Widmung bekommen könnte und habe mir dann mir ein Herz gefasst und Markus gefragt, welches Sternzeichen er wäre. K R E B S , bekam ich zur Antwort, toll, mit diesem Sternzeichen hatte ich absolut überhaupt keine Erfahrung.

Ich bekam meine CD mit Widmung und war total happy.

Im Laufe des Abends spielten Markus, Peter, Ecki und Jörg dann jene Lieder, die ich zum Teil aus der CD von Markus „On the way“ kannte, oder es waren Lieder, die international bekannt waren.

Bei „Country roads“ hatte ich schon ein komisches Gefühl in der Magengegend, bei „Leaving on a Jetplane“ wurde es noch schlimmer und bei „Song of Wyoming“ sind mir die Tränen vor Rührung gelaufen, mit meiner Fassung war es endgültig vorbei.

Ich hatte nicht nur Tränen in den Augen, ich hatte eine richtige Gänsehaut.

Stunden vorher hätte ich am liebsten meinem Leben ein Ende gemacht und dann das!

Ich war fix und fertig, Peter hat dann kurz vor dem Ortseingang nach Espenau auf einem Parkplatz angehalten, weil mein Redeschwall einfach nicht mehr zu stoppen war und dann hat er mich dazu aufgefordert, ich solle mir alles von der Seele schreiben, das würde mir vielleicht gut tun.

Ich bin seiner Aufforderung gefolgt und seither habe ich diesen unbändigen Zwang, über jeden Live-Abend eine kleine Geschichte zu schreiben, was mir aber unbedingt Freude bereitet und Spaß macht, weil ich das schreiben schon seit meiner frühen Jugendzeit immer sehr gern gemacht habe.

Seit jenem denkwürdigen Abend in Obervellmar habe ich nie wieder und ich hoffe, dass es auch nie wieder eintritt, einen einzigen Gedanken daran verschwendet, meinem Leben ein Ende zu machen.

Ich war sehr verzweifelt, aber ich habe gemerkt, dass es so schöne Dinge im Leben gibt, für die es sich unbedingt lohnt zu leben.

Jutta Amert

 

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